Eben noch "sozialistisches Teufelszeug" - bald garantiert durch die Staatsregierung: die Ganztagsschule

14. März 2016

Petershausen - Wie man einen gebundenen Ganztagszug in der Grundschule Petershausen realisieren kann und wie die Tage für die Schüler gestaltet werden – diese Themen wurden bei der SPD bei einer öffentlichen Sonntags-um-4-Veranstaltung diskutiert. Grundschulleiterin Ulrike Schneider-Güll, die als Referentin eingeladen war, betonte, dass sich bei zügiger Umsetzung der Pläne und vor allem die bauliche Veränderung der Schule die Eltern ab dem Schuljahr 2018/2019 auf einen Gebundenen Ganztag einstellen können. Das bedeutet Unterricht von 8 bis um 16 Uhr an vier Tagen in der Woche. Freitags endet der Unterricht mittags.

Sie sehe ein großes Potenzial an Kindern, deren Eltern sich für das neue Angebot entscheiden werden, so Schneider-Güll: „Die Hauptpfeiler des Ganztags umfassen mehr individuelles Lernen, bessere Beziehung zwischen Schülern und Lehrern, keine Hausaufgaben und damit weniger Konflikte zuhause, mehr Zeit für Kreatives und Projekte. Außerdem ist dieses Betreuungsangebot – bis auf das Mittagessen – kostenlos.“ Das Thema Ganztagsschule ist von jeher ein Thema der Sozialdemokraten – und noch vor wenigen Jahren wurde es von der Regierungspartei als „sozialistisches Teufelszeug“ bezeichnet. Inzwischen garantiert die Staatsregierung ein bedarfsgerechtes Ganztagsangebot ab 2018 für alle Schularten. Für die Eltern ist dies enorm wichtig, denn wenn Vater und Mutter berufstätig sind, ist eine kostenlose Betreuung nicht immer einfach. Vor allem aber für die Kinder von Alleinerziehenden – und das sind in Petershausen fast ein Drittel – ist die Verlässlichkeit auf eine gute Ganztagsschule enorm wichtig. „Wir können froh sein, dass es in Petershausen aber auch noch andere Betreuungsmöglichkeiten gibt, z.B. Hort und Mittagsbetreuung. Das ist prima für Eltern, die nicht jeden Tag Betreuung am Nachmittag brauchen“, so Schneider-Güll.

Die zusätzlichen Stunden, die die Schule nun bis zum Nachmittag zur Verfügung hat, teilen sich auf in Intensivierung bzw. Vertiefung des Unterrichtsstoffes und in den „Kreativ-Unterricht“. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass die Fächer Mathematik, Deutsch, Heimat- und Sachkunde nur am Vormittag stattfinden. Eine so genannte Rhythmisierung – Zeiten für Anspannung und Entspannung – ist dabei das Ziel.

Gemeinsam mit einem Kooperationspartner, z.B. mit der vhs, wird der Schul-Ganztag jenseits des Lehrplans ermöglicht. Susanne Hirschvogel, die bei der vhs Dachau Land für die Betreuung einiger Ganztagsschulen im Landkreis Dachau zuständig ist, erläuterte die mögliche Vorgehensweise. „Die vhs wird von der Schule als Kooperationspartner ausgewählt und schließt einen Vertrag. Wir übernehmen dann die Akquise der Dozenten und greifen dabei gerne auf Menschen der Gemeinde zurück, die geeignet sind – das bedeutet, sie sind pädagogisch ausgebildet oder haben langjährige Erfahrung in dem Bereich.“ Mögliche Angebote reichen von Lesetraining, Lernförderung, Yoga, Musik, Tanz, Umweltbildung bis hin zu Sport und Kunst. Die Dozenten werden auch von der vhs weitergebildet und es gibt regelmäßigen Erfahrungsaustausch. „Alle Aktivitäten der Dozenten werden natürlich intensiv mit der Schule abgesprochen – sie hat den Hut auf, was die Projekte und Themen angeht.“

Für die Bildung einer ersten Ganztagsklasse sind 13 Kinder nötig – nach Einschätzung der SPD Petershausen aber wird die Nachfrage noch viel größer sein.

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